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Inhaltsverzeichnis

Hautreaktionen bei Kontakt mit allergenen Pollen

Die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase sind besonders von Kontakt mit allergenen Pollen betroffen. Aber auch die  Haut, unser größtes Organ, zeigt häufig Symptome. Einige Hautpartien sind dann gerötet und es tritt lästiger Juckreiz auf.

  • Bei einer Pollenallergie entstehen die Symptome durch die Überreaktion des Immunsystems auf grundsätzlich harmlose Reize. Das Immunsystem setzt eine Reihe von Reaktionen in Gang, bei der Mastzellen den entzündlichen Botenstoff Histamin ausschütten. 1 Dadurch kommt es zu den typischen Beschwerden.
  • Auf der Haut zeigen sich insbesondere Rötungen, Juckreiz und Ekzeme. Häufig verstärken sich Neurodermitis (atopisches Ekzem) und Pollenallergie gegenseitig. 2 3
  • Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten einer Pollenallergie. Gegen die Beschwerden helfen antiallergische Medikamente, einmal systemisch als Tabletten, aber gerade bei Hautbeschwerden auch lokal anwendbar in Form von Salben und Cremes. Die einzig ursächliche Behandlung ist die spezifische Immuntherapie, besser bekannt als Hyposensibilisierung. 4
  • Der sogenannte Bauernhofeffekt kann helfen, eine Pollenallergie zu vermeiden. Schon seit längerer Zeit wurde vermutet, die Luft in Kuhställen habe einen präventiven Effekt auf Allergien. Dies wurde mittlerweile durch mehrere Studien tatsächlich wissenschaftlich belegt. 5 6

Achten Sie bei einer Pollenallergie auch besonders auf Ihre Haut. Sie ist nicht nur der sprichwörtliche “Spiegel der Seele”, sondern schützt Ihren Körper auch vor schädlichen Umwelteinflüssen.

Entstehung der Symptome beim Kontakt mit dem Allergen

Kontaktallergie mit Pollen
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Anders als bei einer Kontaktallergie, brauchen Sie bei einer Reaktion auf Pollen diese gar nicht zu berühren. Es handelt sich bei der Pollenallergie um eine sog. Inhalationsallergie. Das bedeutet, dass Sie die Allergene einatmen, wie dies z. B. auch bei Hausstaubmilben- oder Tierhaarallergie der Fall ist. 7

Und dennoch: Bei Pollenflug gelangt der Blütenstaub auf Ihre Haut, womit dann doch eine Berührung stattfindet. In diesem Fall fällt die allergische Reaktion häufig noch stärker und v. a. lokal konzentrierter aus. Dieses Phänomen kennt man z. B. von der Nickelallergie. 8

Aber was genau entsteht eigentlich bei einer Allergie, wenn Sie in Kontakt mit den Auslösern kommen?

  • Treffen Allergene auf Ihre Schleimhäute bzw. die Haut, dringen sie in die (Schleim-)Haut ein.
  • In die (Schleim-)Haut eingedrungen, treffen sie dort auf IgE-Antikörper, mit denen sie sich verbinden. Diese Antikörper sind gleichzeitig an bestimmte Immunzellen, sog. Mastzellen, gebunden. Es entsteht also ein Komplex aus Allergen, Mastzelle und IgE-Antikörper.
  • Durch die Bindung des Allergens an die Antikörper werden die Mastzellen dazu animiert, den gespeicherten Botenstoff Histamin auszuschütten.
  • Histamin wiederum bringt eine Entzündungsreaktion in Gang, die v. a. durch Gefäßerweiterung, Schleimhautschwellung und Juckreiz gekennzeichnet ist. 9

Dermatologische Beschwerden bei einer Pollenallergie

Niesreiz, tränende Augen und eine ständig laufende Nase mögen die bekanntesten Symptome einer Pollenallergie sein. Aber auch auf der Haut zeigen sich ganz typische Beschwerden. Dazu gehören insbesondere:

  • lokal begrenzte Hautausschläge
  • starker Juckreiz
  • Rötungen
  • Quaddeln am Körper (Nesselsucht)
  • Schwellungen im Gesicht
  • Austritt von Gewebeflüssigkeit

Nicht selten geht die Pollenallergie eine unrühmliche Partnerschaft mit der Neurodermitis, der häufigsten chronischen Hauterkrankung überhaupt, ein, indem sich die Beschwerden gegenseitig verstärken. Bei großer Pollenbelastung sind oft auch die Symptome der Neurodermitis stärker ausgeprägt. 10 11

Diese Behandlungsoptionen stehen Ihnen zur Verfügung

Bei Beschwerden auf der Haut raten Ärzte häufig zu einer topischen Behandlung. Das bedeutet, dass die Symptome lokal therapiert werden. Das Gegenteil davon ist die systemische Behandlung. Dabei nehmen Sie Tabletten, Tropfen oder Kapseln ein.

Diese lokalen Behandlungsoptionen stehen Ihnen bei pollenassoziierten Symptomen auf der Haut zur Verfügung:

  • Antihistaminika in Form von Salben: Diese hemmen lokal die Ausschüttung von Histamin aus den Mastzellen. Diese topischen Antihistaminika wirken recht schnell und gleichzeitig sehr begrenzt. Oft ist schon nach 15 Minuten Linderung spürbar. 12
  • Kortisonhaltige Salben werden bei starken Beschwerden eingesetzt, sind jedoch aufgrund der möglichen Nebenwirkungen nicht für eine Dauerbehandlung geeignet. 13

Generell sollten Sie sowohl bei einer Pollenallergie als auch Neurodermitis auf gute Hautpflege achten, die Sie idealerweise mit einem Hautarzt besprechen.

Eine Pollenallergie allgemein wird ebenfalls häufig mit einer Kombination aus systemischen und topischen Medikamenten behandelt. Antiallergische Medikamente lindern akute Symptome, bekämpfen aber nicht die Ursache. Anders als die spezifische Immuntherapie, bei der das Problem an der Wurzel gepackt wird4.

Für die vorbeugende Behandlung einer Pollenallergie gibt es glücklicherweise mehrere Möglichkeiten.

Kontaktallergie-Hautpflege
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Prävention der allergischen Hautsymptome mit dem Bauernhofeffekt

Die beste Option ist sicherlich, eine Allergie erst gar nicht entstehen zu lassen. Dafür gibt es tatsächlich einige Möglichkeiten, die Sie gezielt nutzen sollten. Dazu zählt primär eine gesunde Lebensweise, die aus:

  • gesunder Ernährung,
  • ausreichendem Aufenthalt in frischer Luft,
  • regelmäßiger Bewegung,
  • Verzicht auf Tabak und übermäßigen Alkoholgenuss und
  • einer angemessenen, jedoch nicht übertriebener Hygiene besteht.

Bereits seit vielen Jahrzehnten hält sich zudem hartnäckig das Gerücht, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, seltener an Allergien erkranken. Zurecht, wie aktuelle Studien zeigen. Tatsächlich wirkt insbesondere die Luft in Kuhställen erwiesenermaßen präventiv auf Allergien. 14 15

Dieses Phänomen wird zutreffend als Bauernhofeffekt bezeichnet.

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Weitere pollenassoziierte Beschwerden

Eine Pollenallergie zeigt sich nicht nur auf der Haut, sondern vor allem auch an folgenden Körperregionen:

  • Nase
  • Mund
  • Rachen
  • Hals
  • Augen
  • Bronchien
  • Lunge

Hier sind es insbesondere die Schleimhäute, die auf allergene Pollen reagieren.

Heuschnupfen als bekannteste Symptom einer Pollenallergie

Die bekanntesten Symptome einer Pollenallergie werden unter dem Begriff Heuschnupfen zusammengefasst. Obwohl sogar von Fachleuten häufig synonym für die Pollenallergie verwendet, fasst die Bezeichnung Heuschnupfen tatsächlich nur die Beschwerden an der Nase zusammen.

Heuschnupfen
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Dazu gehören insbesondere:

  • Fließschnupfen
  • verstopfte Nase
  • laufende Nase
  • ständiger Niesreiz bis hin zu Niesanfällen
  • Juckreiz in der Nase
  • Riechstörungen (entweder fehlendes Riechvermögen oder Überempfindlichkeit gegenüber Duftstoffen)
  • Neigung zu Nasennebenhöhlenentzündungen 16

Die Pollenallergie ist also die ursächliche Erkrankung hinter einem Heuschnupfen.

Beeinträchtigung der Atemwege

Neben der Nase sind auch weitere Atemwege von einer Pollenallergie betroffen. So treten unterschiedliche Beschwerden im Bereich des Hals-Rachenraums und der Bronchien auf.

Zum Beispiel in Form folgender Anzeichen:

  • Verschleimung der Atemwege
  • Schluckbeschwerden
  • Halsschmerzen
  • Luftnot
  • häufiger Räusperzwang
  • Kloßgefühl im Hals
  • Atemprobleme
  • Hustenreiz
Allergische Reaktion der Atemwege
Allergische Reaktion der Atemwege

Diese Symptome an Hals und Lungen sollten sie besonders ernst nehmen, denn unbehandelt kann es zum sog. Etagenwechsel kommen. Dann entsteht aus einer Pollenallergie allergisches Asthma. 17 18

Allergische Reaktion in den Schleimhäuten

Allergische Reaktion der Augen
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Tränende und gerötete Augen sind ebenfalls sehr häufig mit einer Pollenallergie verbunden. Die Schleimhäute der Augen sind besonders empfindlich gegenüber Blütenstaub.

Dies sind die typischen Beschwerden:

  • allergische Bindehautentzündung
  • Schwellung der Augenlider
  • Fremdkörpergefühl
  • verschwommenes Sehen 19

Symptome an den Augen gehören also fast immer zum Krankheitsbild einer Pollenallergie.

Gastrointestinale Symptome, ausgelöst durch Kreuzreaktion

Beschwerden an Magen und Darm bei einer Pollenallergie. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, ist leider für viele Betroffene Realität. Pollenallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten kommen häufig gemeinsam vor. Bei rund 60 Prozent aller Nahrungsmittelallergien liegt begleitend eine Inhalationsallergie vor, zu der bekanntermaßen auch die Pollenallergie zählt. 20

Der Grund hierfür ist so heimtückisch wie simpel: Die allergenen Eiweiße in Pollen und Nahrungsmitteln ähneln sich von der Struktur her so sehr, dass das Immunsystem auf beide Varianten allergisch reagiert. 21 22

Allergologen nennen dieses häufige Phänomen Kreuzallergie. Betroffene einer Pollenallergie sollten sorgfältig beobachten, ob bei Ihnen Unverträglichkeiten gegen spezielle Nahrungsmittel auftreten. Die häufigste Kreuzallergie besteht übrigens zwischen Birkenpollen und diversen Obstsorten. Die Literatur spricht dabei auch gerne vom Birke-Nuss-Kernobst-Syndrom. 23

  1. Plötz H. Kleine Arzneimittellehre für Fachberufe im Gesundheitswesen. 6., aktualisierte und erweiterte Auflage, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2013, Seite 268.
  2. Ring J, von Zumbusch A. Neurodermitis: Ursachen und Therapien. C. H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung, München, 2000, Seite 23.
  3. Fölster-Holst R, Galecka J, Weißmantel S, Dickschat U, Rippke F, et al. Birken pollen influence the severity of atopic eczema - prospective clinical cohort pilot study and ex vivo penetration study. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2015; 8: 539–548.
  4. Trautmann A. Allergiediagnose, Allergietherapie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2016, Seite 40 ff..
  5. Schuijs MJ, Willart MA, Vergote K, Gras D, Deswarte K, Ege MJ, et al. Farm dust and endotoxin protect against allergy through A20 induction in lung epithelial cells. Science. 2015 Sep 4;349(6252):1106-10.
  6. Tai CS, Chen YY, Chen WL. β-Lactoglobulin Influences Human Immunity and Promotes Cell Proliferation. Biomed Res Int. 2016; 2016: 7123587.
  7. Hänsel R, Sticher O. Pharmakognosie - Phytopharmazie. 8., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2007, Seite 320.
  8. Kombipaket Allergie: Heuschnupfen, Focus Online, Seite 7.
  9. Zuberbier T. Was passiert bei einer Allergie in meinem Körper. Stiftung ECARF, zuletzt aktualisiert: 08/2019.
  10. Ring J, von Zumbusch A. Neurodermitis: Ursachen und Therapien. C. H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung, München, 2000, Seite 23.
  11. Fölster-Holst R, Galecka J, Weißmantel S, Dickschat U, Rippke F, et al. Birken pollen influence the severity of atopic eczema - prospective clinical cohort pilot study and ex vivo penetration study. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2015; 8: 539–548.
  12. Strutz J, Mann W. Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2001, Seite 275.
  13. Dirschka T, Oster-Schmidt C, Schmitz L. Klinikleitfaden Dermatologie. 4. Auflage, Elsevier, München, 2021, Seite 432.
  14. Schuijs MJ, Willart MA, Vergote K, Gras D, Deswarte K, Ege MJ, et al. Farm dust and endotoxin protect against allergy through A20 induction in lung epithelial cells. Science. 2015 Sep 4;349(6252):1106-10.
  15. Tai CS, Chen YY, Chen WL. β-Lactoglobulin Influences Human Immunity and Promotes Cell Proliferation. Biomed Res Int. 2016; 2016: 7123587.
  16. Kleine-Tebbe J, Jakob T. Molekulare Allergiediagnostik. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2015, Seite 21 ff..
  17. Trautmann A. Allergiediagnose, Allergietherapie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2006, Seite 20.
  18. Heppt W, Brachert C. Praktische Allergologie. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2011, Seite 123.
  19. Moll I. Duale Reihe: Dermatologie. 6., komplett überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2005, Seite 166.
  20. Stange R, Leitzmann C. Ernährung und Fasten als Therapie. 2., vollständig aktualisierte Auflage, Springer Verlag, Berlin, 2018, Seite 331.
  21. Kleine-Tebbe J, Jakob T. Molekulare Allergiediagnostik. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2015, Seite 21 ff..
  22. Heppt W, Brachert C. Praktische Allergologie. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2011, Seite 123.
  23. Ledochowski M. Nahrungsmittel-Intoleranzen: Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. TRIAS Verlag, Stuttgart, 2014, Seite 122.