Welche Gräser und Bäume lösen Allergien aus?
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Inhaltsverzeichnis

Allergene Pollenproduzenten: Pflanzen und Gräser als Auslöser allergischer Reaktionen

Es gibt sie, diese typischen Boten des Frühlings. Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen und oft kann man mittags schon ohne dicke Jacke in der Sonne sitzen. Doch auch der einsetzende Pollenflug zeugt vom Ende der kalten Monate. Auch als Blütenstaub bezeichnet, schicken die Pflanzen ihre Pollen auf den Weg, um sich möglichst weit zu verbreiten und für den Erhalt ihrer Art zu sorgen.

Für Allergiker bedeuten Pollen oft eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität. Doch nicht alle Pollen lösen allergische Reaktionen aus.

  • Bei einer Pollenallergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte Sorten von Blütenstaub.
  • Die Pollen, die zu einer Allergie führen können, nennt man allergene Pollen. Zu ihnen zählen die Pollen von Gräsern, Bäumen und Kräutern. 1
  • Häufige allergene Baumpollen sind: Birke, Erle und Hasel. 2
  • Häufige allergene Gräserpollen sind: Roggen, Knäuelgras, Wiesen-Lieschgras. 3
  • Im Rahmen einer Kreuzallergie reagieren Pollenallergiker auch auf bestimmte Lebensmittel. Grund hierfür ist die strukturelle Verwandtschaft der enthaltenen Allergene. 4
  • Der Bauernhofeffekt besagt, dass die Luft auf Bauernhöfen das Auftreten von Allergien verhindern kann. Das Phänomen ist zwischenzeitlich durch Studien belegt worden. 5 6

Zwar können Sie Pollenkontakt während der Hochzeit des Pollenflugs kaum komplett vermeiden. Mit einigen Tipps halten Sie die Belastung aber möglichst gering.

Die Immunreaktion bei Kontakt mit dem Allergen

Eine allergische Reaktion ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Alarmreaktion Ihres Immunsystems. Anders als gegen Krankheitserreger verläuft sie hier allerdings unbegründet, da Pollen an sich keine Gefahr für den Organismus darstellen.

Dennoch kommt es zu den folgenden Reaktionen:

  • Sie atmen Pollen über Nase und Mund ein. Es kommt zum Allergenkontakt.
  • IgE-Antikörper werden produziert, die sowohl an den Allergenen (also den Pollen) als auch an Mastzellen andocken.
  • Die Mastzellen schütten das Gewebshormon Histamin aus.
  • Histamin sorgt für eine Entzündungsreaktion mit den typischen Beschwerden eines allergischen Schubs. 7

Das Immunsystem ist somit federführend bei der Entstehung von Allergien.

Übersicht der allergenen Baumpollen

allergie-baumpollen-uebersicht
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Vor allem Baumpollen sind in Deutschland häufige Auslöser von Pollenallergien. Die Pollensaison beginnt mit den Pollen der sogenannten Frühblüher, also

  • Birke,
  • Hasel und
  • Erle. 8

Es gibt jedoch noch weitere Baumarten, deren Pollen, wenn auch seltener,  zu einer allergischen Reaktion führen können. Zu den weiteren allergenen Baumpollen gehören die der folgenden Sorten:

  • Esche
  • Eiche
  • Ulme
  • Buche
  • Weide
  • Kastanie
  • Kiefer
  • Linde 9

Ein häufiger Allergieauslöser ist auch der Olivenbaum, der jedoch in Deutschland praktisch nicht vorkommt. Achten Sie aber vermehrt darauf, wenn Sie in Mittelmeerländern Urlaub machen. Nicht selten reagieren Menschen, die auf Eschen reagieren, auch auf Oliven allergisch. 10

Ein Großteil der Allergiker reagiert auf Birke

Auf keinen weiteren Baum reagieren in Deutschland so viele Menschen allergisch, wie auf die Birke. Das liegt vor allem an ihren sehr aggressiven Allergenen, die als Bet v I und Bet v II bezeichnet werden. Relativ häufig gibt es Kreuzallergien mit weiteren Bäumen (u. a. Buche, Erle, Hasel, Buche) sowie mit folgenden Lebensmitteln:

  • Birne
  • Pfirsich
  • Apfel
  • Kirsche
  • Hasel- und Walnüsse
Birke löst sehr häufig Allergien aus
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Die Birke, der Baum mit dem höchsten Sensibilisierungspotenzial, schickt seine Pollen im April und Mai auf die Reise. 11

Der Pollenflug und die Hochzeit der Haselpolle ist im Frühjahr

Den zweiten Platz im Vorkommen allergener Pollen belegen die des Haselnussstrauchs. Ebenfalls mit sehr aggressiven Allergenen ausgestattet, trifft man bereits im Januar auf diesen Blütenstaub, dessen Flug sich bis in den März hinziehen kann. Kreuzallergien bestehen gegen einige Gräser sowie Erle, Birke und Buche. Zudem sollten Haselpollenallergiker bei Kernobst und Nüssen Vorsicht walten lassen. 12

Die Haselpollen sind die ersten Pollen, die im Laufe eines Jahres unterwegs sind.

Esche produziert eine hohe Pollenmenge

Esche löst Allergien aus
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In der Übergangszeit des Pollenflugs von Hasel zu Birke schickt die Esche ihre Pollen auf die Reise. Im März und April plagt sie Allergiker mit großen Pollenmengen.

Eine Allergie ist zwar seltener als die gegen Birke und Hasel, allerdings besteht eine häufige Kreuzallergie mit Oliven, bedenken Sie das bei einer Reise in den Mittelmeerraum. 13

Die Esche zählt also ebenfalls zu den bedeutsamen allergenen Baumpollen in Deutschland.

Das Birkengewächs Erle gehören zu den Frühblühern

Die Erle zählt zu den Birkengewächsen und somit auch zu den Frühblühern. Ihr Pollenflug startet im Februar und zieht sich bis in den April hinein. Wie bei ihrem Verwandten der Birke, gelten die Allergene als sehr aggressiv. Selten reagieren Menschen ausschließlich auf Erlenpollen, sondern meistens auch auf weitere Baumpollen, wie:

  • Birke
  • Hasel
  • Buche
  • Eiche 14

Welche Gräser können Allergien auslösen?

Gräser zählen ebenfalls zu den häufigen Auslösern einer Pollenallergie. In Deutschland bzw. Mitteleuropa sind dies vor allem sogenannte Süßgräser, zu denen die  folgenden Sorten zählen:

  • Ruchgras
  • Knäuelgras
  • Lolchgras
  • Wiesenlischgras
  • Wiesenrispengras
  • Wiesenschwingel

Darüber hinaus haben folgende Getreidesorten allergologisches Potenzial:

Allergieauslöser Gerste
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Gerste

Allergieauslöser Hafer
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Hafer

Allergieauslöser Weizen
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Weizen

Allergieauslöser Mais
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Mais 15

Bei Ähnlichkeit der Allergenquellen kann es zu Kreuzreaktionen kommen

Viele Pollenallergiker reagieren nicht nur auf verschiedene Pollenarten, sondern gleichzeitig auf bestimmte Lebensmittel. Der Grund hierfür ist, dass die darin enthaltenen Allergene eine ähnliche chemische Struktur aufweisen und somit vom Immunsystem ebenfalls als potenzielle Gefahr identifiziert werden. Dieses Phänomen wird als Kreuzallergie bezeichnet. 16

  • Rund 60 Prozent aller Nahrungsmittelallergien basieren auf  eine Kreuzallergie. 17
  • Die Beschwerden treten häufig an der Mundschleimhaut auf. 18

Am häufigsten tritt eine Kreuzallergie zwischen Birkenpollen und Kernobst auf.

Informieren Sie sich über den aktuellen Flug allergener Pollen mithilfe unseres Kalenders

Die Pollen fliegen zu unterschiedlichen Zeiten, aber fast das ganze Jahr hindurch. Baumpollen beginnen bereits im Januar bis in den Frühling zu fliegen, ehe im Sommer Gräser und Kräuter folgen. Zwar gilt die Vermeidung des Allergenkontakts (Allergenkarenz) als probates Mittel, in der Praxis ist dies aber bei Pollen kaum durchführbar.

Um die allerhöchste Pollenbelastung dennoch zu umgehen, stehen Ihnen Pollenkalender zur Verfügung. Darin sind die unterschiedlichen Flug- und Hochzeiten der Pollen aufgeführt und Sie haben immer den optimalen Überblick, um Ihr Verhalten entsprechend anzupassen.

Pollenkalender
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Ganzjährige Allergieprävention mit dem Bauernhofeffekt

Das beste Mittel gegen Pollenallergie ist dafür zu sorgen, dass sie gar nicht erst auftritt. Mit einem starken Immunsystem sinkt das Risiko für Allergien. Neben gesunder Lebensweise bietet Ihnen der Bauernhofeffekt eine ganzjährige Allergieprävention und Sie  sind gar nicht auf einen Pollenkalender angewiesen.

Schon lange vermutete man, dass die Luft in landwirtschaftlicher Umgebung zu geringerem Auftreten allergischer Erkrankungen führt. Mittlerweile konnte dieser Effekt tatsächlich wissenschaftlich belegt werden.

Verantwortlich für den Bauernhofeffekt sind die höhere Mikrobenzahl in Kuhställen sowie ein bestimmtes Protein namens Beta-Lactoglobulin. 19 20

  1. Grevers G, Röcken M. Taschenatlas Allergologie: Grundlagen, Diagnostik, Klinik. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008, Seite 41 ff.
  2. Grevers G, Röcken M. Taschenatlas Allergologie: Grundlagen, Diagnostik, Klinik. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008, Seite 41 ff.
  3. Grevers G, Röcken M. Taschenatlas Allergologie: Grundlagen, Diagnostik, Klinik. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008, Seite 41 ff.
  4. Klein-Tebbe J, Jakob T. Molekulare Allergie-Diagnostik. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2015, Seite 134
  5. Schuijs MJ, Willart MA, Vergote K, Gras D, Deswarte K, Ege MJ, et al. Farm dust and endotoxin protect against allergy through A20 induction in lung epithelial cells. Science. 2015 Sep 4;349(6252):1106-10. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26339029/ (Abrufdatum: 20.01.2021)
  6. Tai CS, Chen YY, Chen WL. β-Lactoglobulin Influences Human Immunity and Promotes Cell Proliferation. Biomed Res Int. 2016; 2016: 7123587. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5124466/ (Abrufdatum: 21.01.2021)
  7. Spornitz UM. Anatomie und Physiologie: Lehrbuch und Atlas für Pflege- und Gesundheitsfachberufe. 3. Auflage, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2001, Seite 343
  8. Dirschka T, Oster-Schmidt C, Schmitz L. Klinikleitfaden Dermatologie. 4. Auflage, Elsevier, München, 2021, Seite 418
  9. Grevers G, Röcken M. Taschenatlas Allergologie: Grundlagen, Diagnostik, Klinik. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008, Seite 41 ff.
  10. Heppt W, Bachert C. Praktische Allergologie. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2011, Seite 409
  11. Grevers G, Röcken M. Taschenatlas Allergologie: Grundlagen, Diagnostik, Klinik. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008, Seite 41 ff..
  12. Grevers G, Röcken M. Taschenatlas Allergologie: Grundlagen, Diagnostik, Klinik. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008, Seite 41 ff.
  13. Saloga J, Klimek L, Buhl R, Mann W, Knop J. Allergologie-Handbuch: Grundlagen und klinische Praxis. Schattauer Verlag, Stuttgart, 2006, Seite 129 ff.
  14. Saloga J, Klimek L, Buhl R, Mann W, Knop J. Allergologie-Handbuch: Grundlagen und klinische Praxis. Schattauer Verlag, Stuttgart, 2006, Seite 129 ff.
  15. Grevers G, Röcken M. Taschenatlas Allergologie: Grundlagen, Diagnostik, Klinik. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008, Seite 41 ff.
  16. Klein-Tebbe J, Jakob T. Molekulare Allergie-Diagnostik. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2015, Seite 134
  17. Stange R, Leitzmann C. Ernährung und Fasten als Therapie. 2., vollständig aktualisierte Auflage, Springer Verlag, Berlin, 2018, Seite 331
  18. Ledochowski M. Nahrungsmittel-Intoleranzen: Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. TRIAS Verlag, Stuttgart, 2014, Seite 122
  19. Schuijs MJ, Willart MA, Vergote K, Gras D, Deswarte K, Ege MJ, et al. Farm dust and endotoxin protect against allergy through A20 induction in lung epithelial cells. Science. 2015 Sep 4;349(6252):1106-10. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26339029/ (Abrufdatum: 20.01.2021)
  20. Tai CS, Chen YY, Chen WL. β-Lactoglobulin Influences Human Immunity and Promotes Cell Proliferation. Biomed Res Int. 2016; 2016: 7123587. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5124466/ (Abrufdatum: 21.01.2021)