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Allergische Reaktionen der Atemwege bei einer Pollenallergie
Die Atemwege sind bei einer Pollenallergie besonders stark betroffen. Auch außerhalb der Nase werden die Schleimhäute von Rachen, Luftröhre und Bronchien durch Pollen gereizt, obwohl diese bekanntermaßen völlig harmlos sind. Doch das Immunsystem von Betroffenen identifiziert den Blütenstaub fälschlicherweise als Gefahr und setzt eine Abwehrreaktion in Gang, die sich in den oberen Atemwegen wie folgt darstellt:
- Wenige Sekunden bis Minuten nach dem Pollenkontakt treten die ersten Beschwerden auf.
- Zu den Beschwerden der Atemwege zählen u. a. Halskratzen, Hustenreiz, Kloßgefühl im Hals und ständiger Räusperzwang.
- Schnelle Hilfe bringen antiallergische Medikamente (Antihistaminika).
- Anders, als bei den Augen oder der Haut, gibt es keine Behandlungsmöglichkeit speziell für die Atemwege und Bronchien.
- Der Bauernhofeffekt wird immer besser verstanden und scheint tatsächlich eine schützende Wirkung gegenüber Allergien zu bieten.
Generell sind es vor allem die Schleimhäute, die unter einer Pollenallergie leiden. Die Pollenallergie ist übrigens die häufigste Allergie überhaupt. Rund 15 Prozent der Deutschen sind von ihr betroffen. 1
- Auslöser der Pollenallergie sind v. a. Gräser- und Baumpollen.
- Besonders betroffen ist die Nase, dies wird als Heuschnupfen bezeichnet.
- Antiallergische Medikamente behandeln nur die Symptome.
- Die Untersuchung umfasst Hauttest, Bluttest und Provokationstest.
- Nur mit einer drei- bis fünfjährigen Immuntherapie kann die Ursache der Pollenallergie behandelt werden. 2
Unbehandelt, kann aus einer Pollenallergie Asthma entstehen.
Die Entwicklung der Symptome im Bronchialsystem
Die Reaktion Ihres Immunsystems gegenüber Eindringlingen ist überlebensnotwendig. Sie schützt vor Krankheitserregern. Bei einer Pollenallergie hingegen reagiert die Immunabwehr fälschlicherweise auf harmlose Pollen. Dies führt im Bronchialsystem zu folgenden Auswirkungen:
- Pollen werden eingeatmet.
- Das Immunsystem wird aktiviert.
- Mastzellen (spezielle Abwehrzellen) schütten Histamin aus.
- Die Blutgefäße erweitern sich, die Schleimhaut schwillt an.
- Die Schleimhaut bildet übermäßig viel Schleim, die Bronchien verkrampfen. 3
Infolgedessen treten die typischen Beschwerden auf.
Die Ausschüttung von Histamin wird durch die antiallergischen Medikamente gebremst.
Symptomatische Beschwerden der Atemwege bei einer Pollenallergie
Die Beschwerden, die im Rahmen einer Pollenallergie an den Atemwegen auftreten, sind vielseitig. Besonders häufig berichten Patienten über folgende Anzeichen an Bronchien, Rachen, Hals und Lunge:
- Halskratzen
- Räusperzwang
- Schluckbeschwerden
- Trockener Husten
- Verschleimung
- Luftnot/Atembeschwerden
- Kloßgefühl im Hals
- Atemgeräusche (z. B. Brummen oder Pfeifen)
Wie auch an Nase, Augen und Haut treten diese Beschwerden innerhalb kürzester Zeit nach dem Pollenkontakt auf. 4
Unbehandelt können sich die Symptome zu einem allergischen Asthma bronchiale entwickeln
Problematisch an den Symptomen der oberen Atemwege ist, dass der Weg zur Lunge nicht weit ist. Und genau dieses Phänomen beschreibt der Etagenwechsel. Wenn Sie Ihre allergischen Beschwerden nicht adäquat und vor allem konsequent behandeln, können diese chronisch werden.
Dann nämlich, wenn sich die Erkrankung von den oberen Atemwegen (Hals, Rachen, Nase) in die unteren Atemwege, also die Lunge, ausweitet. Die Pollenallergie wechselt sprichwörtlich “eine Etage tiefer” und es entsteht allergisches Asthma. 5 6
Optionen zur Behandlung der Beschwerden des Bronchialsystems
Sie können die Beschwerden des Bronchialsystems lindern, indem Sie auf antiallergische Medikamente, also Antihistaminika, zurückgreifen. In der Regel bessern sich die Symptome dann relativ schnell. Antihistaminika sind in der Regel rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Anwenden können Sie diese in Form von:
Es gibt allerdings keine Möglichkeit, die Beschwerden des Bronchialsystems lokal zu lindern. Das unterscheidet sie von den Symptomen auf der Haut und den Augen:
- Symptome an den Augen: Hier stehen antiallergische Augentropfen oder Augensalben zur Verfügung.
- Symptome auf der Haut: Juckreiz und Rötungen lassen sich mit speziellen Salben behandeln.
Der Einsatz von Antihistaminika bekämpft allerdings nur die Symptome. Die eigentliche Ursache der Pollenallergie bleibt davon unbenommen. 8 Antiallergische Medikamente sind also idealerweise nur ein Pfeiler in der Behandlung einer Pollenallergie.
Eine Möglichkeit zur Prävention der Symptome bietet der Bauernhofeffekt
Grundsätzlich kann man eine Allergie zwar nie mit Sicherheit ausschließen, doch haben Sie durchaus Möglichkeiten, das Risiko im Optimalfall gering zu halten. Zum Beispiel durch eine gesunde Lebensweise durch:
- eine ausgewogene Ernährung,
- den Verzicht auf Tabak und Alkohol,
- ausreichend Bewegung sowie
- der Behandlung etwaiger Grunderkrankungen.
Vielleicht haben Sie aber auch schon davon gehört, dass der frühkindliche Aufenthalt auf Bauernhöfen einen schützenden Effekt, gerade gegen eine Pollenallergie, hat. Und tatsächlich kommen Forscher der Ursache immer mehr auf die Spur, denn es stimmt tatsächlich: Kinder, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, leiden seltener unter einer Pollenallergie. 9 10
Konsequenterweise nennt man dieses Phänomen, für das ein bestimmtes Protein verantwortlich ist, Bauernhofeffekt. 11
Weitere Symptome der Pollenallergie
Die Pollenallergie betrifft noch weitere Körperregionen. Darunter z. B. Nase, Haut und Augen. Doch auch die Seele leidet unter den Beschwerden. Vor allem, wenn die Allergie nicht oder falsch behandelt wird. Weitere Symptome der Pollenallergie sind:
- Fließschnupfen
- Ständiges Niesen
- Augenbrennen
- Tränenfluss
- Hautrötungen
- Hautausschläge
- Schlafstörungen 12
Teilweise unterscheidet sich die Intensität der Symptome einer Pollenallergie zwischen den Betroffenen ganz erheblich. Zudem reagieren manche eher mit den typischen Beschwerden des Heuschnupfens, anderen brennen die Augen und wieder andere Betroffene haben Probleme mit der Haut.
Allergische Reaktionen der Schleimhäute
Bei der Pollenallergie sind vor allem die Schleimhäute betroffen. Und zwar die von:
- Nase
- Augen
- Rachen
- Bronchien
Kein Wunder, ist das Immunsystem hier doch besonders aktiv und “wachsam”. Dies erklärt sich damit, dass die genannten Schleimhäute jeden Tag in Kontakt mit der Umgebungsluft stehen. Und diese wimmelt nur so von potenziellen Krankheitserregern, so ungerne man dies auch hört.
Leider verwechselt das Immunsystem bei Pollenallergikern den völlig harmlosen Blütenstaub mit einer echten Gefahr. So zum Beispiel an der Nase. Hier kommt es zu folgenden Beschwerden, die unter dem verbreiteten Begriff Heuschnupfen zusammengefasst werden:
- Ständiges Naselaufen
- Fließschnupfen
- Verstopfte Nase
- Verstärkter Niesreiz (mitunter regelrechte Niesanfälle)
- Jucken in der Nase
- Häufige Nasennebenhöhlenentzündungen (vor allem im Winter)
- Überempfindlichkeit des Geruchssinns
Wohl kaum eine Körperregion ist derart von der Pollenallergie betroffen, wie die Nase. Kein Wunder also, dass der Begriff Heuschnupfen sogar von Ärzten teilweise als Synonym zur Pollenallergie genannt wird. Korrekterweise beschreibt der Heuschnupfen aber nur die Symptome der Nase. 13
Auch die Augen leiden bei Allergikern in der Pollensaison. Dort zeigt sich eine Pollenallergie durch folgende Beschwerden:
Zusammengefasst werden die Symptome der Augen unter dem Begriff allergische Bindehautentzündung. 16
Die Mundschleimhaut kann ebenfalls von einer Pollenallergie betroffen sein. Dies äußert sich in der Regel durch:
- brennen auf der Zunge
- Zungenschwellung
- brennender und juckender Daumen
- geschwollene Lippen
Manchmal genügt es, wenn Sie Luft mit einer hohen Pollenkonzentration einatmen, um Symptome an der Mundschleimhaut auszulösen. Typischerweise treten diese aber auch im Rahmen einer Kreuzallergie auf.
Welche pollenassoziierten Hautbeschwerden können auftreten?
Viele Allergien treten vor allem auf der Haut auf. Bekanntestes Beispiel sind die Kontaktallergien, wie zum Beispiel gegen Nickel. Aber auch die Pollenallergie macht nicht nur Ihren Schleimhäuten schwer zu schaffen. Auch die “normale” Haut leidet mit.
Und zwar zeigt sich eine hohe Pollenbelastung bei Allergikern durch nachstehend genannte Hautbeschwerden:
- Rötungen
- Juckreiz
- Quaddeln
- Bläschen
- Ekzeme
Besonders unangenehm: Aus den erkrankten Hautstellen tritt Gewebeflüssigkeit aus, die sich in den Bläschen sammelt. Einen häufigen Zusammenhang sehen Ärzte zwischen einer Pollenallergie und der chronischen Hautkrankheit Neurodermitis. Je höher die Pollenkonzentration der Blüten, auf die reagiert wird, desto stärker sind auch oft die Beschwerden der Neurodermitis. 17 18 Die Haut ist somit besonders von einer Pollenallergie betroffen, auch ohne Neurodermitis.
Symptome einer Pollenallergie, die den Gastrointestinaltrakt betreffen
Relativ häufig leiden Pollenallergiker auch unter einer Kreuzallergie. Das bedeutet, bestimmte Lebensmittel werden schlecht oder gar nicht vertragen. Der Grund dafür ist so einfach wie tückisch: Die Allergene von Pollen und bestimmten Nahrungsmitteln, vor allem Obst, ähneln sich derart, dass das Immunsystem auch auf sie reagiert.19 20
Besonders bekannt: Wer gegen Birkenpollen allergisch ist, verträgt oft auch keine Äpfel. 21 Es gibt aber viele Formen der Kreuzallergie.
Wie schnell tritt die allergische Reaktion auf und wie lange hält sie an?
Das hängt von der Pollenkonzentration ab. Je höher diese ist, desto schneller und intensiver und oft auch länger hält die allergische Reaktion an. Generell gilt aber, dass die Pollenallergie eine Allergie vom Sofort-Typ ist und die ersten Beschwerden somit innerhalb kürzester Zeit nach dem Allergenkontakt auftreten. 22 Die Symptome einer Pollenallergie sind von Patient zu Patient mitunter höchst unterschiedlich.
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