Pollenallergie bei Kindern
© noxos - freepik.com

Inhaltsverzeichnis

Kinder sind mit steigender Tendenz von einer Pollenallergie betroffen

Die Pollenallergie (allergische Rhinitis) ist die häufigste allergische Erkrankung in Deutschland. Rund 15 Prozent der Gesamtbevölkerung sind überempfindlich gegenüber Blütenstaub. 1 2 Auch Kinder sind regelmäßig von Pollenallergie betroffen, bei rund zehn Prozent von ihnen kann eine Sensibilisierung gegenüber Pollen nachgewiesen werden, Tendenz steigend. 3 4

  • Ursächlich ist die Überempfindlichkeit des Immunsystems gegenüber Pollen. Diese entsteht zumeist durch das Zusammenwirken von Vererbung und Umweltfaktoren. 5
  • Auch bei Kindern treten die Symptome saisonal während des Pollenflugs auf. Besonders verbreitet sind Beschwerden wie tränende Augen, laufende Nase, Niesanfälle und Juckreiz. Gerade das saisonale und verstärkte Auftreten bei sommerlichem Wetter deutet auf eine Pollenallergie hin und hilft bei der richtigen Interpretation der Symptome. 6
  • Vor allem bei Kindern muss verstärkt auf den möglichen Etagenwechsel geachtet werden. Das bedeutet, dass sich aus einer Allergie Asthma entwickelt. 7 Zudem kann sich eine Pollenallergie sehr negativ auf die schulischen Leistungen des Kindes auswirken. 8 Auch psychische Probleme treten bei Kindern mit Allergien und Asthma häufig auf. 9
  • Zur symptomatischen  Behandlung stehen antiallergische Medikamente zur Verfügung, von denen aber nicht alle grundsätzlich für Kinder geeignet sind. Gerade vor dem Hintergrund des drohenden Etagenwechsels sollte an eine spezifische Immuntherapie gedacht werden, die das Risiko für die Entstehung von Asthma reduzieren kann. 10
  • Mit dem Bauernhofeffekt kann es zudem gelingen, das Auftreten von Allergien zu vermeiden. Denn mittlerweile gilt als erwiesen, dass der Aufenthalt auf Bauernhöfen das Risiko allergischer Erkrankungen senken kann. 11 12

Die gute Nachricht ist: Damit Sie und Ihr Kind von dem Bauernhofeffekt profitieren können, müssen Sie nicht auf einen Bauernhof ziehen. Ungeachtet dessen lohnt es sich, bereits in jungen Jahren die Abwehrkräfte zu trainieren.

Genetische Faktoren als primärere Auslöser einer Pollenallergie bei Heranwachsenden

Genetische Faktoren haben einen großen Einfluss auf die Entstehung einer Pollenallergie bei Heranwachsenden. Sind beide Elternteile gesund, besteht beim Kind statistisch das Risiko von 5 - 15 Prozent, an einer Pollenallergie zu erkranken. Anders sieht es aus, wenn die Eltern an einer saisonalen Allergie wie z. B. gegen Blütenstaub leiden:

  • Ist ein Elternteil betroffen, hat das Kind eine Erkrankungswahrscheinlichkeit von rund 40 Prozent.
  • Sind sowohl Mutter als auch Vater von einer Allergie betroffen, ergibt sich für das Kind das Risiko von 60 - 80 Prozent, eine allergische Erkrankung zu entwickeln.

Diese Wahrscheinlichkeiten gelten im Übrigen nicht nur für die Pollenallergie, sondern für vielen anderen Allergien ebenso. 13

Die genetische Vorbelastung ist somit gerade bei Kindern ein ganz entscheidender Risikofaktor für die Entstehung einer Pollenallergie.

Pollenallergie ist vererbbar
© halfpoint - elements.envato.com

Möglicherweise werden daher humangenetische und molekularbiologische Untersuchungen in Zukunft eine wachsende Rolle spielen, um eine drohende Allergie bereits frühzeitig zu erkennen. 14

Eine wichtige Rolle spielen aber auch Umweltfaktoren sowie Begleiterkrankungen. Für die Pollenallergie gilt dasselbe, was für zahlreiche andere Erkrankungen gilt: Meist kommt es erst im Zusammenspiel aus genetischen und umweltbedingten Faktoren zum Ausbruch.

Generell lohnt es sich immer, die Abwehrkräfte Ihres Kindes und natürlich Ihr eigenes Immunsystem möglichst fit zu halten.

Durch diese Symptome äußert sich eine Allergie auf Pollen bei Kindern

Generell ähneln die Symptome einer Pollenallergie bei Kindern denen bei Erwachsenen. Besonders häufig zu beobachten sind die folgenden klinischen Anzeichen:

  • laufende Nase
  • Fließschnupfen
  • verschlechterte Nasenatmung
  • Reizhusten
  • Halskratzen
  • ständiger Niesreiz
  • tränende, brennende und gerötete Augen
  • Kloßgefühl im Hals
  • Beschwerden der Haut

Diese Symptome von Pollenallergie und Heuschnupfen betreffen Menschen jeden Alters. Allerdings gibt es bei Kindern einige Besonderheiten. So sind Kinder mit allergischer Rhinitis viel häufiger von Mittelohrentzündung betroffen als ihre Altersgenossen ohne Erkrankung. 15

Eine weitere Besonderheit bei Kindern mit Pollenallergie: Überdurchschnittlich häufig treten bei ihnen zusätzlich zur allergische Rhinitis auch Nasennebenhöhlenentzündungen auf. 16

Schnupfen oder Pollinose: So können Sie eine Pollenallergie bei Ihrem Kind erkennen

Vielleicht kennen Sie es von sich selbst: Wenn Sie oder Ihr Kind mitten im sonnigen Frühling plötzlich Schnupfen bekommen, stehen Sie vor der Frage: Ist das nur ein gewöhnlicher Schnupfen oder schon eine Allergie? Zwar kann nur eine ärztliche Untersuchungen absolute Klarheit liefern, es gibt aber deutliche Hinweise, woran sich eine Allergie erkennen lässt:

Pollenallergie bei Kindern erkennen
© Robert Kneschke - stock.adobe.com
  • Der Schnupfen tritt saisonal während der Pollenzeit auf und lässt anschließend nach.
  • Die Beschwerden verändern sich entsprechend der Wetterlage und nehmen bei sonnigem Wetter zu. 17
  • Draußen in der Natur treten brennende Augen, Schnupfen und ggf. weitere Anzeichen intensiver auf als in geschlossenen Räumen. 18

Etwas salopp formuliert: Ein gewöhnlicher Schnupfen hält sich nicht an diese Regeln, sondern tritt völlig unabhängig von den o. g. Faktoren auf.

Ein Abgleich der Beschwerden Ihres Kindes mit dem Pollenflugkalender kann helfen, eine Pollenallergie richtig zu erkennen.

Mögliche Auswirkungen auf den Alltag des Kindes

Im freien zu spielen, wenn die Sonne scheint, genau das ist für Kinder mit Pollenallergie schwierig. Entsprechend eingeschränkt ist die Lebensqualität. Je stärker die Symptome, desto mehr trifft dieser Umstand zu. 19 Ebenfalls eingeschränkt sind oft die schulische Leistungsfähigkeit sowie das Konzentrationsvermögen. 20

Wissenschaftler beobachten zudem ein häufiges Auftreten psychischer Probleme, die genau beobachtet und neben der Allergie ebenfalls behandelt werden sollten. 21 Auch Kreuzallergien treten bei Kindern häufig auf.22 In diesem Fall reagiert Ihr Kind nicht nur auf Pollen, sondern auch auf bestimmte Nahrungsmittel allergisch.

Die Möglichkeiten zur Behandlung sind limitierter als bei Erwachsenen

Für Kinder wie Erwachsene gilt: Die Allergenvermeidung (Allergenkarenz) ist bei der Pollenallergie kaum möglich. 23 Es stehen aber verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die jedoch etwas eingeschränkter sind als bei Erwachsenen:

Tabletten zur Allergiebehandlung
© leungchopan - elements.envato.com

Antiallergische Medikamente (Antihistaminika): Bei Erwachsenen unterdrücken sie zuverlässig die akuten Symptome eines Allergieschubs. Für Kinder sind diese Arzneimittel jedoch nicht uneingeschränkt geeignet, da sie z. T. stärkere Nebenwirkungen auslösen können. Die Anwendung sollte daher immer in enger Abstimmung mit dem Kinderarzt erfolgen. 24

Augentropfen bei Kindern
© wavebreakmedia_micro - freepik.com

Manche lokalen Medikamente, allen voran Augentropfen, sind zudem wenig kinderfreundlich in der Handhabung.

pollenallergie-bei-kindern-hyposensibilisierung
© gpointstudio - freepik.com

Um das Risiko eines Etagenwechsels zu verringern, sollte mit dem Arzt unbedingt eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) in Erwägung gezogen werden.

Gemeinsam mit dem Kinderarzt oder einem Allergologen finden Sie für Ihr Kind die richtige Behandlung der Pollenallergie.

Setzen Sie statt Behandlung auf Prävention mit dem Bauernhofeffekt

Bereits seit Jahrzehnten beobachteten Wissenschaftler ein geringeres Auftreten von Allergien bei Kindern, die ihre Kindheit auf dem Bauernhof verbrachten. Zwischenzeitlich ist dieser Zusammenhang gut untersucht und wissenschaftlich belegt worden.

In der Luft von Kuhställen zirkulieren vermehrt Mikroben (v. a. Bakterien und Pilze) und ein bestimmtes Protein aus der Rohmilch von Kühen (Beta-Lactoglobulin). Beides hat einen trainierenden Effekt auf die Immunabwehr. Ihr Kind und Sie können den sogenannten Bauernhofeffekt auch zu Hause nutzen.

Bauernhof-Effekt bei Allergien
© Довидович Михаил - stock.adobe.com

Die Stärkung des kindlichen Immunsystems als unterstützendes Element

Ihr Kind kann gar nicht zeitig genug damit beginnt, sein Immunsystem zu stärken. Denn gerade in jungen Jahren befindet sich die körpereigene Abwehr noch in der Entwicklungsphase. Und eine Pollenallergie entsteht, wie oben erwähnt, durch die Überreaktion des Immunsystems.

Zur zusätzlichen Unterstützung des kindlichen Immunsystem existieren zahlreiche Möglichkeiten. Achten Sie vor allem auf folgende Faktoren:

  • gesunde Ernährung
  • rauchfreie Umgebung
  • angemessene, aber keine übertriebene Hygiene
  • regelmäßiger Aufenthalt an der frischen Luft
  • körperliche Bewegung

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, um das Immunsystem Ihres Kindes gezielt zu stärken. Und mit diesen Verhaltensweise kräftigen sie auch Ihre eigenen Abwehr. Denn Ziel soll sein, dass sich Kind und Eltern gemeinsam bester Gesundheit erfreuen.

  1. Schuhmacher P. Biophysikalische Diagnose und Therapie der Allergien: Neue Wege, mit Bioresonanz einer Volkskrankheit zu begegnen. Books on Demand, Norderstedt, 2012, Seite 119.
  2. „Häufigkeit allergischer Erkrankungen in Deutschland“, U. Langen, R. Schmitz, H. Steppuhn, Springer Verlag, Bundesgesundheitsblatt 2013, 56:698–706.
  3. Heuschnupfen (Pollenallergie). Kinder & Jugendärzte im Netz, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. , zuletzt aktualisiert: 19.12.2016, https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/heuschnupfen-pollenallergie/ (Abrufdatum: 05.03.2021)
  4. Von Loh S. Entwicklungsstörungen bei Kindern: Medizinisches Grundwissen für pädagogische und therapeutische Berufe. 2., erweiterte und überarbeitete Auflage, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 2017.
  5. Von Loh S. Entwicklungsstörungen bei Kindern: Medizinisches Grundwissen für pädagogische und therapeutische Berufe. 2., erweiterte und überarbeitete Auflage, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 2017.
  6. Schumacher P. Biophysikalische Diagnose und Therapie der Allergien: Neue Wege, mit Bioresonanz einer Volkskrankheit zu begegnen. Books on Demand, Norderstedt, 2012, Seite 126.
  7. Papan C, Weber LT. Repetitorium Kinder- und Jugendmedizin: Zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung. Springer-Verlag Deutschland, Berlin, 2019, Seite 242.
  8. Marcotte DE. Allergy test: Seasonal allergens and performance in school. J Health Econ. 2015 Mar;40:132-40.
  9. Sollander SE, Fabian H, Sarkadi A, Salari R, Fält E, Dahlberg A, et al. Asthma and allergies correlate with mental health problems in preschool children. Acta Paediatr. 2020 Dec 7.
  10. Papan C, Weber LT. Repetitorium Kinder- und Jugendmedizin: Zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung. Springer-Verlag Deutschland, Berlin, 2019, Seite 242.
  11. Schuijs MJ, Willart MA, Vergote K, Gras D, Deswarte K, Ege MJ, et al. Farm dust and endotoxin protect against allergy through A20 induction in lung epithelial cells. Science. 2015 Sep 4;349(6252):1106-10.
  12. Tai CS, Chen YY, Chen WL. β-Lactoglobulin Influences Human Immunity and Promotes Cell Proliferation. Biomed Res Int. 2016; 2016: 7123587.
  13. Grevers G, Röcken M. Taschenatlas Allergologie: Grundlagen, Diagnostik, Klinik. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008, Seite 4.
  14. Wang DY. Risk factors of allergic rhinitis: genetic or environmental? Ther Clin Risk Manag. 2005 Jun; 1(2): 115–123.
  15. Byeon H. The association between allergic rhinitis and otitis media: A national representative sample of in South Korean children. Sci Rep. 2019 Feb 7;9(1):1610.
  16. Sedaghat AR, Phipatanakul W, Cunningham MJ. Prevalence of and associations with allergic rhinitis in children with chronic rhinosinusitis. Int J Pediatr Otorhinolaryngol. 2014 Feb;78(2):343-7.
  17. Fritsch P. Dermatologie Venerologie: Grundlagen, Klinik, Atlas. 2. Auflage, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2004, Seite 123.
  18. Stadler F. Heuschnupfen natürlich heilen: In wenigen Tagen beschwerdefrei. Book on Demand, Norderstedt, 2016.
  19. Sikorska-Szaflik H, Sozańska B. Quality of life in allergic rhinitis - children's and their parents' perspective in polish urban and rural population. Health Qual Life Outcomes. 2020 Mar 10;18(1):64.
  20. Marcotte DE. Allergy test: Seasonal allergens and performance in school. J Health Econ. 2015 Mar;40:132-40.
  21. Sollander SE, Fabian H, Sarkadi A, Salari R, Fält E, Dahlberg A, et al. Asthma and allergies correlate with mental health problems in preschool children. Acta Paediatr. 2020 Dec 7.
  22. Nilsson N, Nilsson C, Ekoff H, Wieser-Pahr S, Borres MP, Valenta R. Grass-Allergic Children Frequently Show Asymptomatic Low-Level IgE Co-Sensitization and Cross-Reactivity to Wheat. Int Arch Allergy Immunol. 2018;177(2):135-144.
  23. Köhler D, Schönhofer B, Voshaar T. Pneumologie: Ein Leitfaden für rationales Handeln in Klinik und Praxis. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2010, Seite 37.
  24. Motola D, Donati M, Biagi C, Calamelli E, Cipriani F, Melis M, et al. Safety profile of H1-antihistamines in pediatrics: an analysis based on data from VigiBase. Pharmacoepidemiol Drug Saf. 2017 Oct;26(10):1164-1171.