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Die Bedeutung eines starken Immunsystems bei Kindern zur Allergievorbeugung
Bei Kindern befindet sich alles im Wachstum und in der Entwicklung. Das gilt auch für das Immunsystem. Und genau jetzt sollten Sie darauf achten, dass das Abwehrsystem Ihres Kindes trainiert wird.
- Ein starkes Immunsystem bei Kindern beugt Allergien vor.
- Als Eltern kann man viel tun, um die kindliche Immunabwehr zu stärken.
- Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Allergieprävention.
Die Aussage, dass ein Leben auf Bauernhöfen das Allergierisiko senkt, ist mittlerweile keine Volksweisheit mehr, sondern wissenschaftlich belegt. Kinder können sich den sogenannten “Bauernhofeffekt” gezielt zunutze machen.
Bei einer allergischen Reaktion kommt dem Immunsystem eine zentrale Funktion zu
Es gibt verschiedene Formen von allergischen Reaktionen. Immer kommt dem Immunsystem eine zentrale Bedeutung zu. Normalerweise schützt Sie Ihre Immunabwehr tagtäglich vor unzähligen Keimen, die überall in der Umgebung zu finden sind. Dringen Krankheitserreger in den Organismus ein, löst das Immunsystem eine Gegenreaktion aus.
Bei einer Allergie tut es dies auch, allerdings gegen an sich völlig harmlose Verbindungen, z. B.:
Pollen
Bestimmte Nahrungsmittel
Chemikalien
Experten sprechen von einer überschießenden Immunreaktion. 1 Diese wird durch verschiedene Zellen und Botenstoffe des Immunsystems in Gang gesetzt. Ob Sie letztendlich eine Allergie entwickeln, ist von vielen Faktoren abhängig, wie z. B.:
- frühkindliche Lebensumgebung
- genetische Vorbelastung (Häufung von Allergien in der Familie)
- Lebensweise (Ernährung, Alkohol, Rauchen)
Wie schnell es nach einem Allergenkontakt zu einer Reaktion kommt, hängt vom Allergietyp ab. Manchmal tritt eine Reaktion nach Sekunden, mitunter erst Monate später auf. 2
Das Immunsystem ist also entscheidend für die Entstehung einer allergischen Reaktion.
Nutzen Sie den Bauernhofeffekt zur Allergieprävention bei Kindern
Der sogenannte Bauernhofeffekt besagt, dass der Kontakt zu Kuhställen das Risiko einer Allergie vermindert. Verantwortlich dafür ist die im Vergleich mit der normalen Stadtluft höhere Dichte an Mikroben im Staub von Ställen. 3
Vor allem ein bestimmtes Protein mit dem Namen Beta-Lactoglobulin ist aber für den schützenden Effekt verantwortlich. Dieses wird auch als Molkenprotein bezeichnet und kommt sowohl in Rohmilch als auch im Staub von Kuhställen vor. 4
Der Bauernhofeffekt ist somit eine natürliche Möglichkeit, das Immunsystem schon in sehr jungen Jahren zu trainieren. 5
Strategien zur Unterstützung des kindlichen Immunsystems
Das kindliche Immunsystem zu unterstützen bedeutet auch, das Risiko von Allergien möglichst gering zu halten. Ähnlich einem Muskel, der durch regelmäßige Belastung gestärkt wird, lässt sich das Immunsystem bei einem Kind (und natürlich auch bei Erwachsenen) gezielt trainieren.
Wie sieht die primäre Allergieprävention aus?
Die primäre Allergieprävention soll die Entstehung einer Allergie verhindern. Dies gelingt, indem bereits in jungen Jahren die Risikofaktoren möglichst minimiert werden. Zu den Strategien gehören u. a.:
Vorbeugende Maßnahmen bei einem erhöhten Allergierisiko
Wenn Ihr Kind ein erhöhtes Allergierisiko aufweist, die Erkrankung allerdings noch nicht ausgebrochen ist, kommt die sekundäre Allergieprävention zum Tragen. Hierzu gehören zum Beispiel folgende Maßnahmen:
- Verzicht auf Haustiere, v. a. Katzen
- bei Anfälligkeit für Neurodermitis: konsequente Behandlung und spezielle Hautpflege
- Neigung zur Hausstauballergie: Staubbelastung in der Wohnung reduzieren, z. B. durch Entfernung von Teppichböden und sonstigen Staubfängern (Deko, Stofftiere, offene Bücherregale etc.)
- bei Sensibilisierung auf bestimmte Nahrungsmittel, diese konsequent vermeiden 9
- Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko sollten hydrolisierte Säuglingsnahrung bekommen, sofern sie nicht gestillt werden können 10
Ist eine Allergieprävention auch schon während der Schwangerschaft sinnvoll?
Wie Sie sicher wissen, wird der Grundstein für die Gesundheit des Kindes schon in der Schwangerschaft gelegt. Das gilt auch für das Thema Allergien. Eine gesunde Lebensweise in der Schwangerschaft wirkt sich günstig auf das spätere Allergierisiko des Kindes aus. Für die werdende Mutter ist es auf jeden Fall empfehlenswert,
- konsequent auf Nikotin zu verzichten,
- sich gesund zu ernähren,
- Allergene, auf die selbst reagiert wird, so gut es geht zu vermeiden,
- soweit wie möglich, auf nicht-verschreibungspflichtige Medikamente zu verzichten.
Alle genannten Maßnahmen gelten auch für die Stillzeit. 11 Zudem sollte das Baby möglichst lange gestillt werden. Auch dies vermag Studien zufolge das Allergierisiko für das Kind zu reduzieren. 12
Die Wahl des Geburtsverfahrens kann das spätere Auftreten einer Allergie beeinflussen
Eine gesunde Lebensweise während der Schwangerschaft senkt das Allergierisiko für das Kind. Soweit, so bekannt. Jedoch gibt es in der Wissenschaft zahlreiche Belege dafür, dass auch das Geburtsverfahren das spätere Auftreten einer Allergie beeinflussen kann.
Generell gilt, dass eine herkömmliche Geburt, vom allergologischen Standpunkt aus betrachtet, immer zu bevorzugen ist. Oder anders ausgedrückt: Kinder, die ohne Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sind, haben ein geringeres Risiko, später an einer Allergie zu erkranken. 13 Geburten mit Kaiserschnitt sind mit einem erhöhten Risiko für Allergien, aber auch Asthma, verbunden. 14
Keinesfalls aber sollten Sie sich als werdende Eltern deswegen übergroße Sorgen machen. Wenn Ihr Frauenarzt zu einem Kaiserschnitt rät, sollten Sie dieser Empfehlung vertrauen, um für sich selbst und Ihr Kind größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.
So können Sie das Immunsystem Ihres Kindes außerdem noch stärken
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, das Immunsystem Ihres Kindes zu stärken. Dazu gehört natürlich in besonderem Maße auch eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung. Wie bereits erwähnt, wirkt sich regelmäßiger Fischkonsum günstig auf das Allergierisiko aus. 15 Sehr zu empfehlen sind auch Obst und Gemüse.
Auch sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind ausreichend trinkt und optimalerweise mindestens eine Stunde am Tag an der frischen Luft verbringt. Dies übrigens durchaus auch mal bei etwas schlechterem Wetter, denn dies steigert die Abwehrkräfte. Auch mit regelmäßiger Bewegung, verbunden mit ausreichend Ruhepausen, wird das Immunsystem Ihres Kindes gestärkt. 16
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